Wie geht Limehome mit der aktuellen Energiekrise um?
Die Energiekrise treibt die gesamte Hotellerie um. Im Einzelfall muss man aber etwas differenzieren, da die Intensität der Auswirkungen stark vom tatsächlichen Leistungs- und Serviceangebot abhängt. Energieintensive Anbieter, wie zum Beispiel ein Wellnesshotel, leiden deutlich mehr unter den „Ausschlägen“ der Energiepreise.
Bei uns steht klar das Übernachtungsangebot im Mittelpunkt, das wir aufgrund unseres hoch digitalisierten Geschäftsmodells zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten können. Alle „klassischen“ Prozesse eines Hotels – vom Pricing über Buchung, Check-in, Customer Service bis hin zur Rechnungserstellung – sind beispielsweise automatisiert. Dies ergibt in Summe eine höhere Effizienz im Betrieb sowie in der Flächennutzung und ermöglicht auch, kleinere Standorte profitabel zu betreiben und Schwankungen am Markt, wie die durch die aktuelle Energiekrise verursachten, zu absorbieren. Hinzu kommt: Anders als klassische Hotels haben wir keine größeren Gemeinschaftsräume, wie zum Beispiel eine Lobby oder ein Restaurant, die beleuchtet und beheizt werden müssen.
Welche Maßnahmen wurden diesbezüglich bereits ergriffen, was ist noch geplant?
Wir sehen Energie im Gesamtkontext von Nachhaltigkeit. So verpflichten wir uns in unseren Mietverträgen zu einer möglichst ressourcenschonenden Bewirtschaftung. Dazu gehört auch, dass wir bei der Beheizung der Gebäude nach Möglichkeit auf erneuerbare Energien setzen sowie bei Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten nur umweltverträgliche Materialien einsetzen. Darüber hinaus konzentrieren wir uns bei der Anmietung neuer Flächen derzeit mehr auf Konversionen von Bestandsimmobilien als auf Neubauten. Dies garantiert auch eine geringere Umweltbelastung.
Welches Resümee ziehen Sie für 2022?
Limehome blickt auf ein äußerst erfolgreiches Jahr zurück. Die Auslastung lag in 2022 kontinuierlich bei rund 90 Prozent sowie bei einer ebenso beständig hohen Profitabilität über alle Standorte hinweg. Schon während der Pandemie hatten wir eine ähnliche Auslastung. Besonders freut uns, dass wir im Sommer auf Unternehmensebene erstmals ein positives EBITDA-Ergebnis verbuchen konnten. Mit Ungarn und Portugal haben wir wichtige Märkte erschlossen und bereiten für 2023 die weitere Expansion vor. Diese treiben wir mit neuem Kapital in Höhe von 45 Millionen Euro voran, das wir im Herbst 2022 von unseren Investoren erhalten haben. Damit sind wir voll durchfinanziert und können unsere nächsten strategischen Wachstumsschritte angehen.
Bei all dem Licht gab es aber natürlich auch Schatten: Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen – mit den branchenüblichen „Wachstumsschmerzen”. Auch wir spüren zum Beispiel den Fachkräftemangel, gerade im IT-Sektor.
Welche Strategien und Pläne hat das Unternehmen für 2023?
Wir werden weiter expandieren. Nach aktueller Planung wird ein Teil organisches Wachstum sein sowie die Übernahme bestehender Betreiber. Nach zwei von der Pandemie geprägten Jahren fehlt vielen Betreibern die Lust und/oder die finanzielle Luft, die aktuellen makroökonomischen Hürden noch zu nehmen. Daher gehen wir von einer gewissen Marktkonsolidierung aus, von der auch wir als wachstums- sowie kapitalstarkes Unternehmen profitieren wollen. Zudem setzen wir vermehrt auf den Ankauf von Immobilien durch unser Partnernetzwerk aus Investoren, in welche wir dann als Mieter einziehen. Der Erwerb des ehemaligen Joyn Düsseldorfs durch die Union Investment Tochter IMAXXAM ist ein Paradebeispiel für die Wirksamkeit dieser Strategie.
Welche Eröffnungen in der DACH-Region stehen 2023 und 2024 auf der Agenda?
Wir werden uns allein mit den bereits unter Vertrag genommenen Standorten in der DACH-Region mehr als verdoppeln. Hierbei werden wir unserem Mix aus A-Städten (50 Prozent) und B/C Städten (50 Prozent) treu bleiben, da wir überall für unsere Gäste da sein wollen. Grundsätzlich können wir mit unserem Konzept nahezu alle Beherbergungsstandorte bedienen, einige liegen uns aber besonders am Herzen. Dies ist zum einen München, wo wir unser Headquarter haben, und dort entsprechend intensiver suchen. Hinzu kommen die Schweiz und Ungarn.