Co-Living – das Modell der Zukunft?

(Bild: Cinematographer/stock.adobe.com)

Co-Living ist derzeit ein viel diskutiertes Thema, aber was bedeutet das genau und für wen sind diese Konzepte derzeit besonders geeignet?

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich die Lebensgewohnheiten der Menschen in den letzten Jahren verändert haben. Speziell für jüngere Generationen (Y und Z) sind Flexibilität und damit eine gewisse Form der Unabhängigkeit sowie die Möglichkeit zu reisen und andere Menschen kennenzulernen bedeutende Faktoren.

Co-Living-Konzepte ermöglichen es – in Zeiten der Globalisierung – den Wohnort ohne viel Aufwand für eine bestimmte Zeit zu wechseln. Die Studios oder kleinen Apartments (meist ab einer Größe von 18 qm) sind mit den nötigsten Möbeln ausgestattet und verfügen meist über eine Kitchenette.

Quelle: Deloitte Global Millennial Survey 2019

Community-Gedanke

Die öffentlichen Einrichtungen stellen jedoch das wichtigste Element eines erfolgreichen Co-Living-Konzeptes dar. Egal ob durch Co-Working-Bereiche, kleine Kinos, Dachterrassen oder Gemeinschaftsküchen, die Gemeinschaft steht hierbei immer im Vordergrund. Ziel ist es, dass allein reisende Gäste und Bewohner schnell Anschluss finden und neue Kontakte knüpfen können. Zusätzlich sorgt ein/e Community Manager/in (auch Community Facilitator genannt) durch die Organisation regelmäßig stattfindender Events (z. B. Yogakurse, Exkursionen, Diskussionsrunden, Kochkurse etc.) dafür, dass sich niemand alleine fühlen muss. Die meisten Konzepte sind derzeit sowohl für Kurzzeit- als auch für Langzeitgäste (meist zwischen drei und 18 Monaten) ausgelegt und stellen somit einen Mix aus Hotel und festem Wohnsitz dar.

Quelle: The Class, Annual Trend Report, Ed. 2020

Flexiblere Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit, von unterschiedlichen Orten aus arbeiten zu können (Remote-Working), stellen einen weiteren Trend dar, der die Entwicklung von Co-Living-Konzepten begünstigt. Vor allem während der Corona-Pandemie erkannten viele Betriebe, dass Home-Office bzw. ein flexibleres Arbeitsmodell durchaus möglich ist und funktioniert. Die dazugewonnene Unabhängigkeit wird das Arbeits- und Reiseverhalten der Menschen daher auf Dauer ändern.

Sogenannte Bleisure-Reisen und Worcation-Aufenthalte (Verbindung von Arbeit und Freizeit), die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie eine große Rolle spielten, werden vermutlich weiter zunehmen, sobald es die Pandemie-Lage zulassen wird.

Sharing Economy

Zudem wird der Trend stetig wachsender Single-Haushalte (Zunahme um ca. 12 Prozent in Deutschland innerhalb der nächsten 20 Jahre laut Statistischem Bundesamt), gepaart mit der andauernden Urbanisierung, für vermehrten Druck auf den traditionellen Wohnungsmarkt sorgen. Co-Living-Konzepte können hierbei durch kleinere Wohneinheiten zu mehr Entspannung auf dem Immobilienmarkt führen. Die Konzepte ermöglichen Singles, alleine zu wohnen, sich aber durch die gemeinsame Nutzung der öffentlichen Bereiche mit anderen Gästen nicht einsam zu fühlen, was in Verbindung mit der ohnehin schon existierenden Sharing Economy (gemeinsame Nutzung von Autos, E-Scootern, Fahrrädern, Büros etc.) eine weitere moderne Lebensform darstellt. Aufgrund der Reiserestriktionen verzeichneten Co-Living Konzepte weltweit ebenfalls einen Rückgang der Belegungsrate, was sich jedoch mit einem durchschnittlichen Rückgang von 5 Prozent bis 20 Prozent vergleichsweise in Grenzen hielt, da die Konzepte oftmals – im Gegensatz zu klassischen Hotels – als fester Wohnsitz dienen (Quelle: Co-Living Insights No.1).

Derzeit sind allein von europäischen Key Playern unter den Co-Living-Betreibern ca. 23.500 weitere Betten geplant. Zudem haben DTZ Investors im Oktober 2019 zusammen mit The Collective, einem der Flaggschiff-Betreiber aus London, den ersten Co-Living-Fonds ins Leben gerufen, mit dem Ziel, 650 Mio. Pfund zu generieren und insgesamt sechs bis zehn Projekte zu entwickeln. Die veränderten Lebensformen, vermehrte Flexibilität in der Arbeitswelt sowie das geplante zukünftige Angebot zeigen daher, dass Co-Living durchaus ein Modell der Zukunft ist.

Ein Video zum Thema Co-Living vom Autor Tobias Siegel finden Sie auf LinkedIn.

Autor: Tobias Siegel, Consultant – PKF livingexperts (Mitglied der Apartment Community)

Kontakt: tobias.siegel@pkfhotels.com

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